70 Jahre SV Amtzell
„Der soziale Auftrag gehört für uns selbstverständlich dazu“
Vor 70 Jahren gründete sich der SV Amtzell. Schwierige Anfänge unter französischer Militärregierung
Von Susi Weber
Amtzell – Unter das Motto „70 Jahre Sport und soziales Miteinander“ hat der SV Amtzell sein Jubiläumsjahr gestellt. Als erster Vorsitzender übernahm Max Schellinger 1948 das Ruder und die Verantwortung. 2018 soll nicht nur das 70-jährige Bestehen gefeiert, sondern auch weiterhin am Verein oder besser gesagt am Eggenbachstadion gebaut werden: In Kürze wird der Zuschauerbereich am Eingang weiter überdacht und vergrößert.
Nein, einfach war sie nicht, jene Vereinsgründung, die schließlich im November 1948 besiegelt wurde. Erst einmal musste die französische Militärregierung um die „Genehmigung zur Abhaltung einer Versammlung zur Gründung eines Sportvereins“ gebeten werden. Dazu waren auch sieben ausgefüllte Fragebögen, das vorläufige Vereinsstatut, ein Mobilarverzeichnis und eine Vereinsmitgliederliste vorgelegt werden. An „Vereinsvermögen“ waren zu jenem Zeitpunkt ein Fußball, elf Sportbekleidungen, Fußballstiefel und zwölf Mark Kassenbestand vorhanden.“ Sie waren schließlich schnell verbraucht. Allein die Lizenzgebühr kostete 15 Mark. Mit Begleichung der Rechnung war der SV Amtzell schließlich der 350. Verein, der in das Sportvereinsregister von Württemberg-Hohenzollern eingetragen wurde.
Meilensteine in der Vereinsgeschichte waren unter anderem 1968 der Beschluss einer neuen Vereinssatzung, die fortan auch neue Sportsparten und Abteilungen zuließ, 1971/72 der Ausweichsportplatz und Ausbau des Hasenwinkels zum Eggenbach-Stadions mit einer 400-Meter-Aschenrundbahn oder auch 1981, als das erste Fußball-B-Jugend-Pfingstturnier über die Bühne ging. 2004/2005 widmete sich der Verein dem Bau der Sportanlage Hössel, 2009 konnte das mit Tribüne ausgebaute und sanierte Stadion eingeweiht werden.
Parallel dazu vergaß man beim SV Amtzell auch nicht die gesellschaftliche Verantwortung. „Der soziale Auftrag gehört für uns ganz selbstverständlich dazu“, sagt Detlef Morgenroth, von 2002 bis 2018 Vorsitzender und seit März Stellvertreter des heutigen Vorsitzenden Hartmut Alender. Dazu gehören günstige Beiträge, die einem jeden die Vereinszugehörigkeit ermöglichen, das Begleiten von Kindern und Jugendlichen, denen mit dem Verein auch ein guter Nährboden vermittelt werden soll – und natürlich das Ehrenamt. Rund 60 Abteilungsleiter und Übungsleiter zählt der heute 1002 Mitglieder große Verein mit seinen 14 Abteilungen in seinen Reihen. Der Mitgliedsbeitrag wurde letztmals vor mehr als einem Jahrzehnt erhöht. Auch, wenn es laut Hartmut Alender selbst in Amtzell „immer schwieriger wird“, die Lücken bei Funktionärsträgern zu schließen, tun sich immer wieder „Highlights“ auf. So konnte beispielsweise inzwischen auch die Abteilung Fußball Aktive wieder mit einem Team besetzt werden – auch wenn sich im März bei der Generalversammlung noch keine Freiwilligen fanden.
„Für die kommende Saison haben wir von 28 Spielern eine Zusage erhalten“, freut sich Hartmut Alender. Es können also auch in der Saison 2018/19 wieder zwei Mannschaften gestellt werden. „Wir definieren hier nicht alles über den Erfolg“, erklärt Alender: „Auch Spaß zu vermitteln, ist uns wichtig.“ Rund 45 Prozent der Vereinsmitglieder sind unter 18 Jahre alt. Seit 2012 bietet der SV Amtzell qualifizierte Rückenkurse für Mitglieder und Nichtmitglieder an. Die Kursangebote erfüllen hohe Qualitätsansprüche und wurden deshalb von der Bundesärztekammer und dem Deutschen Olympischen Sportbund schon mehrfach mit dem Gütesiegel „Sport Pro Gesundheit“ und vom Deutschen Turnerbund mit dem „Pluspunkt Gesundheit präventionsgeprüft“ ausgezeichnet. Als der Verein vor zehn Jahren sein 60-jähriges Bestehen feierte, war es der damalige Bürgermeister Paul Locherer, der die Worte sprach: „Ich bin stolz auf den Geist, der im SV Amtzell herrscht und bitte euch, diesen Geist auch in die Zukunft zu tragen.“ Zumindest bis jetzt ist dies geglückt.